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 Donnerstag, 9. Oktober 2014

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Aufgabe

Unterricht der Herrn Offiziers von der Infanterie und Artillerie in den vorbereitenden Wissenschaften und den eigentlichen Kriegswissenschaften.

Lösung: Krieges-Schule 1815

Freitag, der 19. Augustus

Die Bewohner der Stube von Rhinschenschmidthausen werden höflich, aber bestimmt hinaus komplimentiert, damit der Raum für die Lesungen hergerichtet werden kann: Erste Pläne und Karten werden aufgehängt, die Mappen mit Plänen und Stichen werden sortiert, die ca. 30 Bände umfassende Bibliothek in einem Kasten herangeschafft, die Tafel mit Kreiden, Eimer und Lappen in die Ecke gestellt, der Tisch mit dem Pult aufgestellt, der Skripturkasten mit den Zeichnungsmitteln in der Fensternische abgestellt, Instrumente plaziert, Beleuchtungsmittel herbeigeschafft, die Stühle aufgestellt, Getränke herbeigeschafft, Bursche Jakob und die Wachen instruiert.

Die Offiziere werden auf Trommelschlag um drei Uhr herbeigerufen. Capitaine Blesson begrüßt die 8 Teilnehmer und beginne mit einer Rede im Stil des Generals v. Scharnhorsts „Kann man den Krieg im Frieden lernen“? Nicht ganz unerwartet wird diese Frage – mit gewissen Einschränkungen – bejaht. Er schließt einen kleinen Exkurs über die Geschichte der Kriegsschulen, ihren Zweck und ihre Bestimmung an, nicht ohne ihre notwendige Dotierung der Kriegsschulen bekannt zu machen. Er skizziert die vorbereitenden Fächer und die eigentlichen Kriegswissenschaften, wie sie in der Aufklärung und in den jetzigen Krieges-Schulen gelehrt werden. In der kleinen Pause werden Erfrischungen von Jakob gereicht.

Der Unteroffizier Schäfer vom großherzoglich hessischen Artilleriecorps gibt eine Lektion der vorbereitenden Wissenschaften, nämlich ein Repertorium der ebenen Trigonometrie und ihrer Funktionen, wie sie in der Artillerie, Geodäsie und Vermessung benötigt werden. Capitaine Blesson schließt sich mit einem ersten Exkurs über Karten, ihre Maßstäbe und ihren militairischen Gebrauch an.

Die Zeit wird knapp, so daß die vorgesehenen praktischen Übungen im Felde leider entfallen müssen. Ein heraufziehendes Gewitter um halb sechs erzwingt den Abbruch der Lesung, da die Fuhrleute Nicolas und Vahnenbroek fürchten, daß der Blitz in die Fuhrwerke schlage möchte: Die Herren Offiziers werden also eilends per Kutsche und Fuhrwerk in das Haus Ruppenrod verbracht, wo sie in der guten Stube von dem benachbarten Gasthaus zur Post verpflegt werden.

Samstag, der 20. Augustus

Des Samstags morgen um sieben werden die Herren von Tambour und Pfeiffer sowie von meinem Burschen geweckt „Herr Capitaine, Samstag, der 21. Augustus“. Frisch gestärkt, komplimentiert der Capitaine die Partei der frühstückenden französischen Offiziere hinaus, die - wie könnte es anders sein - die gute Stube in Rhinschenschmidthausen für sich reklamiert haben.

Punkt neun, mit zwei Trommelwirbeln, läßt der Capitaine den Herrn Offiziers bekanntgeben, daß der Unterricht beginnt. Der Capitaine ergänzt den Unterricht des Mathematicus mit der Vorführung zweier Winkelmeßinstrumente, nämlich des Graphometers und des Oktanten. An Hand von sechs Festungsmodellen nach Zastrow erläutert er die klassischen Manieren des Festungsbaus, nicht ohne auf Stärken und Schwächen der Manieren hinzuweisen. Der franz. Adjoint de l’État Major Umhey liest ausgewählte Kapitel des  Valentini über den kleinen Krieg und den Krieg der Vorposten. Die Anfänge des Topographierens, nämlich die Geländeformen und die Signaturen der Situations-Charten stellt der Capitaine Blesson am Beispiel des Lehrbuchs von Friedrich Meinert und v. Engelbrecht vor. Der Unteroffizier Schäfer schließt noch einige Erläuterungen zur Trigonometrie an und erläutert die Reorganisation und Material des großherzogl.-darmstädtischen Artilleriecorps an. Die Schußkurve (Trajektorie) wird aus der Bewegungsgleichung der Punktmechanik entwickelt, um Elevationswinkel, Flugzeiten und Reichweiten zu ermitteln. Des ein Uhr Mittags werden die Offiziers pünktlich von der Kutsche zum Haus Ruppenrod aufgenommen.

Nach dem Essen werden die Herrn Offiziers für ein Croquis der Dörfer in kleine Gruppen eingeteilt und instruiert. Für die Besprechung der Croquis verbleibt um halb sechs keine Zeit, so daß die Herren wieder direkt in die Relaisstation reisen. Um sieben Uhr zurückgekehrt, gilt es, die kleine Soirée in die Wege zu leiten. Bursche Jakob hat schon für den französischen Schaumwein und Portwein gesorgt, der dann an die Herrn Offiziers und die geladenen Gäste – einschließlich gewisser neuer Liaisonen - vom Nachmittags-Picnique ausgeschenkt wird. Nach einer kleinen, launige Rede des Herrn Capitaine um kurz nach Acht beginnt die espritvolle Konversation, die bis um Mitternacht fortdauert.

Sonntag, der 21. Augustus

Die Sonntags-Lesung beginnt mit dem üblichen Trommelwirbel des Morgens Punkt neun Uhr: Capitaine Blesson erläutert die Weisen, wie eine Festung anzugreifen ist, nämlich von der Beobachtung, über die Blockade und Bombardierung bis zum förmlichen Angriff. Die Bibellesung in der Deele von Rhinschenschmidthausen soll sich direkt anschließen, verzögert sich jedoch, da der badische Fähnrich seine liebe Not mit der Fraktur hat. Es wird also aus dem bewährten kriegerischen Kapitel 8 des Judas Makkabäus gelesen, anschließend „Großer Gott, wir loben Dich“ doch recht polyphon gesungen. Die Sonntagsparade der badischen Truppen schließt sich an, worauf die Lesungen fortgesetzt werden: Der sächsische Capitaine Meyer legt die Entwicklung der sächsischen leichten Infanterie dar und geht auf das neueste Reglement ein, welches auch von dem Capitaine Holm kommentiert wird. Der franz. Capitaine Schmidt legt die allerneuesten Erkenntnisse von 1791 vor, wie ein Bataillon mit Jalonneurs nicht geschwinde, aber so doch wenigstens sehr recter entlang einer Fluchtlinie bewegt werden kann. Man ist sich indessen fast sicher einig, daß eine solchermaßen geführte französische Armee fast zwangsläufig alle künftigen Kriege verlieren muß.

Das letzte Mittagessen ruft, und auf dem Weg dorthin werden in der Kutsch-Kabine die angefertigten Croquis dem Capitaine Blessons vorgelegt, der diese kommentiert und auf die notwendige Verbesserungen – vor allem die Bergschraffen - aufmerksam macht. Die weiteren Croquis werden in der Ruppenroder Stube besprochen, und wieder ruft das Vorkommnis an der Eifeler Relaisstation den Capitaine Blesson um drei Uhr nachmittags ab. Des Nachmittags um halb vier assemblieren sich die Herrn Offiziers in der Stube von Rhinschenschmidthausen, um Maneuvre-Critique zu halten und die Krieges-Schule für nächstes Jahr zu besprechen.

Ergebnis

Der Autor und die Vortragenden hoffen, die Bildung der Herrn Infanterieoffiziers in den ersten Zweigen der Kriegswissenschaften entscheidend vermehrt zu haben.

Die Herren von der leichten Infanterie schlagen vor, im nächsten Jahr für den Vorpostenkrieg in Kommern maneuvrieren zu lassen. Die Krieges-Schule wird also im kommenden Jahr fortgesetzt.

Blesson, Capitaine im königl.-preuß. Ingenieurcorps

Literatur

Programm

(c)Photos Terje Holm  (N)

Hereinspaziert ...

Vorbereitung

Beginn

Capitaine Blesson

Förmlicher Angriff

Die Zuhörer von vorne

und von hinten

Der Artillerie- unteroffizier

Der Adjoint

Bursche Jakob

Die Winkelmeßinstrumente

Fahrendes Volk

Infanterietaktik

Der kleine Krieg

Kerzen

Der badische Oberst

Coloriertes Meßtischblatt

Musterblätter

Badische Husaren

Coup d'Oeuil

Ausstieg

Relaisstation

Die Mittagsmalzeit

Die Partei

An der Relaisstation Eifel

Seine Excellence

Die Herrn Officiers

Rhinschenschmidthausen