7te Kriegesschule Zeilitzheim
vom 1ten bis 4ten Novembris 1812
Die siebte Kriegesschule in Schloß Zeilitzheim knüpfte an die Themen der vorangegangenen Kriegesschulen an. Dieses Mal sollte der kleine Krieg und die
Schlacht bei Leipzig im Kriegsspiel behandelt werden, wie überhaupt die ganze Kriegesschule ganz unter dem Zeichen der Generalstabsarbeit für die kommenden Campagnen stand. Es beteiligten sich 10 Offiziere
verschiedener Truppengattungen, denen vier Burschen bzw. Wachen zu Diensten standen.
Erstmals standen 2 ½ Tage zu Verfügung, die im Programm wie folgt belegt waren.
Am Freitagmorgen eröffneten Major v. Reiche die Kriegesschule mit einem Vortrag über die Ziele und Mittel der Kriegsschule nach Scharnhorst, welche
insbesondere die Herrn Offiziere ermuntern sollte, das eigene Denkvermögen zu beflügeln, was in besondere Weise durch Aufsätze über militärische Gegenstände befördert wird.
„Es ist hierbei äußerst wichtig für die Kriegesschule, sich das Ziel
ihres Bestrebens so genau und umständlich darzustellen, als es nur möglich ist; denn dadurch sichert sie ihre Eigenthümlichkeit, und den festen Gang ihrer Arbeiten. Ein anderer wichtiger Gegenstand sind die
Mittel, deren sich die Kriegesschule zur Erreichung ihres Zwecks bedient; von diesen hängt nicht allein der Nutzen ab, den die Absolventen durch den Verein erlangen, sondern auch die Dauer der ganzen Verbindung.
Die Aufsätze haben noch einen besondern und ganz eigenthümlichen Vortheil dadurch, daß sie den arbeitenden Mitgliedern Gelegenheit gegeben, ihre militärische Ausbildung auf diese
Weise mehr, als es auf irgend eine andere Art geschehen könnte, zu befördern.
Die Ausarbeitungen führen auf die Lücken der Kenntnisse, es sey in den verschiedenen Zweigen der Wissenschaften, oder in der Darstellung und in der Sprache. Die Ausarbeitung eines
kleinen Aufsatzes ist oft lehrreicher für den Verfasser, als die Lektüre eines dicken Buches. — Dies sind anerkannte Wahrheiten.“ (hier vollständiger Text)
Major v. Reiche stellten sodann einige neuere Werke aus seiner Kriegsbibliothek vor,
Im nachfolgen Vortrag stellte Major v. Reiche die sächsische Meilenkarte – ihre Entstehung und die gebräuchlichsten Plancharaktere - am Beispiel Leipzigs vor, welches auch der Vorbereitung des Kriegsspieles diente.
Die Taktik und Wirksamkeit der verbundenen Waffen folgte.
Bei der Recognoszierung des ummauerten Friedhofs an dem Fahrweg nach Gaibach wurden die Möglichkeiten der provisorischen Befestigung für den kleinen Krieg
und das Aussetzen von Posten besprochen.
Capitaine Henri Christian Schäfer, wie immer sehr belehrend, faßte die Ansichten Deckers zum kleinen Kriege zusammen.
Colonel Chasseur berichtete aus seinen Erfahrungen im französischen Stabe, besonders in Hinblick auf Eggmühl 1809. Seine Devise war: „Profis beschäftigen
sich mit Logistik, Anfänger mit Szenarios.“
Das Buffet am Abend war dann Anlaß zu manch angeregtem Dispute bis Mitternacht.
Der folgende Samstag war ganz dem Kriegsspiele (Leipzig 1813) gewidmet.
Der Vormittag gehörte der zweistündigen Einführung in das Kriegsspiel nämlich der Abfassung der Disposition, General- und Spezialidee, der Einteilung
der Parteien nach dem Prinzip der Armeecorps und dem Regelwerk v. Reißwitz, wie vor.
Zum Diner am Samstagabend wurde Gala befohlen, d.h. Kniehose, Galarock und alle Dekorationen.
Der Sonntagvormittag behandelte folgende Themen:
Capitaine Schmidt faßte die franz. Lehrmeinungen zum kleinen Kriege zusammen. Colonel Chasseur stellte die Bedeutung des Straßen- und Kanalbaus für
Kaiserreich an einigen Beispiel heraus. Major v. Reiche faßte an der Tafel die Grundbegriffe des Schanzenbaus und die notwendigen Arbeiten für eine einfache Flêche (Pfeilschanze) zusammen – Vermessung, Erdvolumen, Arbeiter, Werkzeuge und Dauer.
Major v. Reiche verabschiedeten nach der Mittagszeit um ca. zwei Uhr die Absolventen des diesjährigen Kursus.
(c) Photos: Henrik Schaper, Christian vogel, Klaus Schäfer, Martin Klöffler
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