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 Samstag, 5. Dezember 2015

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Ingenieuroffizier

Ingenieur: aus dem Franz. Ingenieur, ein Kriegs=Baumeister, eine Person, welche in der Kriegsbau=Kunst erfahren ist, besonders so fern sie dieselbe vermöge ihres Amtes ausübet; einer, der die zur Befestigung, zum Angriff und zur Vertheidigung eines Platzes gehörigen Werke und Arbeiten angibt und anordnet; ein Zeugmeister, in der Schweitz ein Schanzenherr, L. Architectus militaris. (Krünitz)

Die Aufgaben eines Ingenieurs (Ingenieuroffiziers) waren in Friedenszeiten die Instandhaltung, Planung und Leitung ziviler und militärischer Bauten in den Landesfestungen. Er bekleidete, die entsprechende Erfahrung und Anciennität vorausgesetzt, die Stellung eines  Ingenieur de la Place einer Festung, das heißt des leitenden Ingenieurs. Höher gestellte Ingenieure waren als “Brigadiers” für die Festungen einer Provinz zuständig. Im Kriege leitete er die förmlichen Belagerung von Festungen als Chef d’Attaque, die Verteidigung derselben und ließ Feldbefestigungen anlegen. Im 18. Jahrhundert wurden die Ingenieure auch zur Vermessung großer Lager und für die Landesaufnahme herangezogen.

Alle Festungen hatten einen Ingénieur de la Place (Platzingenieur), der nur dem Kommandanten untergeordnet war. Rangmäßig war das meist ein dienstälterer Capitain oder Major, dem je nach Bedeutung des Platzes (Festung) und der laufenden Bauvorhaben noch weitere Ingenieuroffiziere (Brigade- und Pionieroffiziere) unterstellt sein konnten.

Friedrich-Wilhelm I. gründete das Ingenieurcorps 1729, welches  als ersten Chef Cornelius van Walrave erhielt. Im den beiden schlesischen Kriegen und dem siebenjährigen Kriege bewährte sich das Ingenieurcorps in den Augen des Königs Friedrich II. nicht, so daß er selbst die Führung des Corps übernahm. Im und nach den Kriegen wurden die Ingenieure vielfach für die kartographische Erfassung Schlesiens und der annektierten Teile von Polen verwendet. Nur die beiden Festungen Silberberg und Graudenz wurden nach 1763 neu erbaut; die schlesischen Festungen wie Glatz und Neisse wurden weiter verstärkt. Die Vorwerke anderer Festungen, wie z.B. Wesel, wurden sogar teilweise rasiert, weil sie im Kriegsfall zu starke Besatzungen erforderten. => siehe Zeittafel

Seit 1775 wurden Ingenieure getrennt von den zivilen Bauingenieuren, in einer eigener Ingenieurakademie, ausgebildet. Es war der erste Versuch, eine gleichartig ausgebildete Ingenieurtruppe in Preußen zu schaffen. Zur der dreijährigen Ausbildung der Kadetten gehörten Mathematik, Grundlagen der Physik, Theorie der Artillerie- und Mineurkunst, Topographie, Vermessungswesen, Feldbefestigung, Lagerkunst, große Kriegsbaukunst (Festungsbau), Zivil- und Wasserbau, Französisch und vaterländische Geschichte.

Im Feldzug von 1806 gelang es nur wenige Festungen, sich zu halten, wie zum Beispiel Kolberg, Silberberg, Pillau, Glatz und Kosel. => Siehe Zeittafel

Reform: Mit dem Regulativ zur Neuorganisation wurde 1809 das vereinigte Ingenieur- und Pionierkorps  gebildet. Darin gingen nach französischem Vorbild das bisherige Ingenieurkorps und die bisher getrennt bestehenden Pontonier-, Mineur- und Sappeur-Kompanien auf. Nach dem vielfachen Versagen des überalterten Ingenieurkorps in den Jahren 1806/7 wurden zahlreiche Patente kassiert beziehungsweise Offiziere aus dem aktiven Dienst entfernt, indem sie wegen fehlender Bildung nicht in das neu gebildete und verkleinerte Korps von 1810 übernommen wurden beziehungsweise wegen ihres Alters verabschiedet wurden.

Im April 1814 wurde vom König folgende Verteilung des Ingenieur- und Pionierkorps auf  die sechs Armeekorps genehmigt: pro Korps ein Kommandeur (Major oder Oberst), zwei  Adjutanten (Leutnant oder Capitain) im Stab, sowie 2 Pionierkompanien,.

Literatur: Bonin, Udo von: Geschichte des Ingenieurcorps und der Pioniere in Preußen, Berlin (1877-1878), Nachdruck LTR-Verlag (1981)

Preußischer  Ingenieuroffizier 1740-1786 (Menzel).

Preußischer Ingenieuroffizier und Eleve (Schüler) um 1800 (Ramm).

Preußischer Ingenieuroffizier 1813 (Jügel-Wolff)

Festung Kosel 1806