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 Freitag, 10. Oktober 2014

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Aufgabe

Ein Plan der gesamten Anlage (Tracé = franz. Spur) ist nach den Vorgaben des Croquis zu erstellen. Jedoch, anders als im Croquis, wird der Donjon mit ausspringenden Saillants (auspringenden Winkeln), nicht mit Rentrants (einspringenden Winkeln), geplant.

Lösung

Nach einem rein geometrischen Konstruktionsverfahren wird der Umriß der Festung (Tracé, von franz. Spur) konstruiert. Bei diesem Schritt werden Besonderheiten des Geländes noch nicht berücksichtigt, vielmehr findet dieses bei den nachfolgenden Detailplanungen Eingang. Die Kehlseite der Festung orientiert sich nach der Böschung des Plateaus zur Weichsel. Es wird also angenommen, daß das gesamte Gelände für die zu errichtende Festung planiert ist.

Die Konstruktion wird aus dem Symmetriepunkt der Festung von innen nach außen entwickelt. Dieser liegt etwas außerhalb der Festung ca. 25 Zehntelruthen = 9,4m vor dem Wassertor, also am Kehlpunkt des Magazins, direkt am Steilhang zur Weichsel.

Der Radius der Polygons wird mit 800 Zehntelruthen (1 Ruthe = 3,766 m, in 10 Einheiten unterteilt) festgelegt. Mit dem Proportionalzirkel wird dann die Länge der einbeschriebenen Sehne des Achtecks mit 635 Zehntelruthen abgegriffen. Vorm Zentrum ausgehend, wird mit dem Stangenzirkel ein Halbkreis markiert, auf dem die Sehnen abgetragen werden. Um die Polygonpunkte werden Kreise von einem 1/3 der Sehnenlänge gesetzt, die die Lage der Bastionen (Saillant und Flanke) bestimmen. Der Hauptgraben wird mit 80 Zehntelruthen festgelegt; durch Parallelverschiebung von den Fronten der Bastionen wird die Lage der äußere Grabenwand (Contreescarpe) bestimmt. Auf ähnliche Weise werden die Tiefe des Donjon (Hauptwall = Corps de la Place), Ravelins und Waffenplätze bestimmt.

Als Zentrum für den Bogen der Flankenkasematten der Bastionen wird der Kehlpunkt der Ravelins (Wallschilde) bestimmt.

Die Länge der als Magazin bestimmten Kehlkaserne wird auf 940 Zehntelruthen = 94 Ruthen = 354 m bestimmt. Der Donjon, d.h. der kassettierte Hauptwall, erhält eine Tiefe von 60 Zehntelruthen = 6 Ruthen = 22,6m. Weitere Maße können direkt mit dem Stechzirkel abgegriffen und auf dem Reduktionsmaßstab abgelesen werden.

Materialien

Magazinbesteck mit Stechzirkel, Handzirkel, Stückzirkel, Stangenzirkel, Reduktionsmaßstab, Proportionalzirkel, Zeichenbrett, Bleistift, Gummi Elasticum, Aquarellpapier. Kopiernadel und weiters Papier für die Kopien.

Ergebnis

Ein Plan im Maßstab 1” auf 20°, also 1:2880, welcher als Kopiervorlage für den Plan des Verdecks und den Geschoßplan dient. Es wird nur der Umriß bestimmt, also keine weiteren Details für die Hohlbauten.

Anmerkung: Die Maße der tatsächlich gebauten Festung waren g
Kopiernadel mit abgeschraubter Reißfeder. Die Nadel ist oben rechts zu sehen.
rößer.

 

Konstruktion der Nordfront mit Untertor. Die untere Halbbastion lehnt sich an die Weichsel-Böschung an.  Sichtbar sind Magazin (unten rechts), Hauptgraben vor den Bastionen, ein Ravelin, zwei Waffenplätze. Die Flankenkasematten sind noch nicht eingezeichnet. Der Symmetriepunkt liegt in der Verlängerung der einzelnen Linie (hier nicht sichtbar). In den Kehlpunkten der Bastionen sind die Einstiche der Zirkel und der Kopiernadeln gut sichtbar. Bleistift auf Papier.
Friderizianischer Ingenieuroffizier und Offizier vom Regt. IR No. 9 beim Studium der Befestigungen. Im Vordergrund die Kartenrolle.
Studie zur Konstruktion der Flankenkasematten und des Donjons im Skizzenbuch (reduziert)