Aufgabe
Die Aufnahme des Vorjahres im kurhannöverschen Weiler Kiekeberg bei Ehesdorf soll vom Geometer Hannes Knufinke auf dem südlichen Weg am Corbellinschen Hof fortgesetzt werden. Dabei soll der Fehler beim Abschluß des Polygonzuges möglichst klein bleiben.
Lösung
Der Meßtisch wird auf dem Stationspunkt No. 9 an der Kreuzung zwischen Meynschen Hof, der Brennerei und dem Schafstall stationiert, d.h. der Tisch wird
gegen Mitternacht gerichtet und der Standort wird durch Rückwärtseinschneiden von Giebeln bestimmt. Die Lage dieser Hauptpunkte wurde im Jahr zuvor durch den Meßtisch bestimmt.
Der Herr churhannörversche Ingenieur-Capitaine-Lieutenant Hogrewe nennt dies im vierten Abschnitt:
Aus den festgelegten Hauptpunkten einen jeden auf dem Felde gewählten Stand auf dem Meßtische richtig zu bestimmen.
An den nachfolgenden Stationspunkten läßt sich dieses Verfahren nicht mehr anwenden, da die Sicht zu den Hauptpunkten versperrt ist oder sich
schleifenden Winkel bei zu großer Entfernung von den Hauptpunkten ergeben würden.
Wir wählen also folgende, etwas zeitaufwendige Methode: Der Gehilfe Hinrich Stumphusen, gewesener Hamburger Stadtdragoner und einer verständiger
Mensch, schreitet nun bergan und stellt die Stationsfahne an der Abzweigung zur Schmiede von Pattensen auf. Er ruft dem Geometer die Distance zu, welcher diese mit dem Stechzirkel & Transversalstab entlang
der Visur zum Stationspunkt No. 10 abträgt. Sodann läßt der Geometer den Tisch zum neuen Stationspunkt tragen und stellt sich mit dem Meßtisch dort auf. Von dort aus wird der nächste Stationspunkt vor dem
Corbellinschen Haus bestimmt, und so fährt der Geometer bis zum 16. Stationspunkte längs des kleinen Pfades fort, bis er wieder die Chaussee am Stationspunkte No. 3, zwischen Schafstall und Häuslingshaus, gewonnen
hat. Die an den Stationspunkten liegenden Objekte werden entweder abgeschätzt, durch Vorwärtseinschneiden oder direktes Abschreiten bestimmt.
Die Standlinien bilden also einen Polygonzug, dessen Richtungen mit dem Diopterlineal (Regel) bestimmt werden.
Ergebnis
Das Polygon schließt sich auf ca. 5 Schritt, immerhin ein passables Ergebnis, was bei zwei sehr unterschiedlich großen Gehilfen, die sich obendrein mitunter
verzählen, nicht anders zu erwarten ist. Auch wurden Schrägentfernungen nicht korrigiert, d.h. die auf dem Plan eingetragenen Distancen sind weiter als die tatsächlichen horizontalen Distancen, weswegen der letzte
Punkt 16 etwas zu weit rechts zu liegen kommt. Es versteht sich von selbst, daß die Distancen mit der Meßkette wären genauer bestimmt worden, die Aufgabe aber nicht anhero in so kurzer Zeit gelöst worden wäre.
Die gewählten Distancen auf dem Wege sind oft kurz, da bei dem krummen Wegverlauf und am Waldesrand die Sichtstrecken oft sehr kurz sind.
Die Aufgabe hätte auch mit der Bussole gelöst werden können, wobei auf dem Meßtisch der Polygonzug aufgezeichnet worden wäre.
J. L. Hogrewe, churhannöverscher Ingenieur-Capitaine-Lieutenant: Praktische Anweisung zur topographischen Vermessung eines ganzen Landes, Hannover und Leipzig bey Johann Wilhelm Schmidt, 1773,
Abschnitt “Vermessung einer Geestgegend”
|